toxische Menschen und maligner Narzissmus

 

 

Was genau sind toxische Menschen?

 

Es fiel mir lange schwer, den Begriff toxisch in Bezug auf Menschen zu verwenden. Ich fragte mich, ob es angemessen ist, andere Menschen als „toxisch“ zu betiteln. Ich war nicht sicher, ob sich das mit meinem humanistischen Weltbild vereinbaren lässt? Hat nicht jeder das Recht so zu sein, wie er/sie nun mal ist? Und vielleicht auch sein möchte? Hat nicht jeder das Recht so angenommen zu sein?

 

Ist nicht jeder von uns die Summe seiner Erziehung, seiner Erlebnisse und seines sozialen Umfeldes?

 

In meinem Leben war ich mit vielen Menschen konfrontiert, die ich als destruktiv, energieraubend und belastend erlebt habe. Dennoch habe ich mir immer die Frage gestellt, wieviel Anteil habe ich daran. Bin ich zu sensibel? Stimmt womöglich mit mir etwas nicht?

 

In meiner täglichen Praxis als Kunsttherapeutin bin ich mehr und mehr mit KlientenInnen konfrontiert, deren Seele durch verletzendes, unmoralisches, destruktives und teils sogar kriminelles Verhalten anderer Menschen vergiftet und nahezu zerstört wurde. So kam ich zu dem Schluss, dass es an der Zeit ist, die Dinge beim Namen nennen.

 

Gleich vorweg, wir alle haben mehr oder weniger narzisstische Anteile in uns; das ist wichtig und gesund. Ganz ohne sie würden wir uns selbst so stark vernachlässigen, dass wir nicht lebensfähig wären. Gesunder Narzissmus ist eine antreibende Kraft, die wohl dosiert und kanalisiert ein kreatives, erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben ermöglichen kann.

 

Wenn wir von toxischen Menschen sprechen, handelt es sich oft um Menschen mit einer besonders stark narzisstisch ausgeprägten Persönlichkeitsstruktur und je nach Stärke der Ausprägung, könnte es sich um um Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung handeln. Dieser Artikel dient aber keinesfalls dazu, eine Diagnose der NPS zu stellen. Wir alle sind nicht perfekt, haben schwache Momente und unsere Fehler. Ein Mensch, der anderer Meinung ist, einen gesunden Selbstwert hat und gut für sich sorgt, ist nicht gleich toxisch oder leidet gar an einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

 

 

Ab wann werden wir toxisch für andere? 

 

Wenn wir von toxischen Menschen sprechen, geht es um Menschen, die viele der folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen überdurchschnittlich häufig an den Tag legen. Es sind Menschen die:

 

  • übermäßig selbstbezogen handeln und dabei Nachteile anderer billigend in Kauf nehmen.
  • ein hohes Maß an Empathie und Loyalität sich selbst gegenüber erwarten und dabei wenig bis garnich empathisch oder loyal gegenüber anderen sind
  • eine übersteigerte Anspruchshaltung haben, ohne dafür jemals eine geeignete Gegenleistung zu erbringen (außer es dient ihrem eigenen Vorteil dies zu tun) haben.
  • die sich selbst gegenüber wertschätzende Umgangs- und Kommunikationsformen fordern, anderen aber geringschätzig oder gar abfällig begegnen.
  • missgünstig und eifersüchtig auf alles sind, was dir guttut und dich glücklich macht
  • kein Schuldbewusstsein haben und sich selbst nie in Frage stellen
  • nur dann Rücksicht auf deine Gefühle und Bedürfnisse nehmen, wenn es ihrem eigenen Vorteil dient
  • grundsätzlich keine Kritik akzeptieren - Sprichst du an was dir missfällt, wird dir unterstellt, du hättest ein Problem (zB. Selbstwertproblem, Neid, Eifersucht etc.)
  • GRUNDSÄTZLICH recht haben, bzw. die anderen haben grundsätzlich Unrecht und sind immer schuld
  • deine Bedürfnisse völlig ignorieren bzw. sie als falsch abtun..
  • dir deine Wahrnehmung ihnen gegenüber absprechen bzw. sie als falsch abtun.
  • sich im Recht sehen „dein Fehlverhalten“ zu bestrafen (z.B. wenn du sie kritisierst oder ihnen nicht genug Anerkennung entgegenbringst)
  • uneinsichtig, unbelehrbar sind und ignorieren selbst rechtliche Rahmenbedingen und Erfordernisse.
  • lügen und Tatsachen verdrehen mit dem Ziel, ihre eigenen Interessen durchzusetzen
  • andere manipulieren um ihre Interessen durchzusetzen und um andere dazu zu bringen Dinge für sie zu tun oder stellvertretend ihre Interessen durchzusetzen
  • süchtig sind nach Anerkennung von außen
  • anderen ständig über den Mund fahren, weil sie alles besser wissen
  • sich selbst aufwerten, indem sie sich über Materielle Dinge oder Erfolgsgeschichten profilieren (hier wird nicht selten übertrieben) – „Sie tragen die Rolex nicht einfach, sondern erwähnen sie auch bei jeder Gelegenheit“. Können sie weder Statussymbole noch Erfolg vorweisen, erwähnen sie beispielsweise häufig, dass sie wichtige Leute kennen oder sprechen von einem vermeintlichen Erfolg, der sich in naher Zukunft einstellen wird.
  • dich gezielt auf sehr subtile Weise abwerten (i.d.R. so subtil, dass es kaum greifbar genug ist, um es anzusprechen)
  • Menschen, die keinerlei Bedeutung für sie haben, offen erniedrigen, abwerten und schikanieren um sich überlegen zu fühlen
  • dich emotional unter Druck setzen
  • Dinge versprechen, die niemals eintreten werden, nur um dich an sie zu binden. Allerdings nur solange du nützlich für sie bist.
  • Dinge an dir kritisieren, die sie im nächsten Atemzug selbst tun
  • grenzüberschreitend und übergriffig sind
  • andere gegeneinander ausspielen
  • deine Privatsphäre ignorieren und ohne Reue Dinge tun, die ihnen nicht zustehen und ohne rechtliche Grundlage darauf beharren
  • ,wenn du sie mit Kritik sehr stark getroffen, nicht selten ein „Vernichtungsvorhaben“ umsetzen. Bei einer starken Narzisstischen Störung kann dies sogar zu kriminellen Handlungen führen
  • Deine Schwächen und wunden Punkte identifizieren um dich gezielt abzuwerten
  • Geld, Statussymbole und Erfolg über alles stellen, So kann es sein, dass sie dich finanziell ausnutzen, dich gezielt so manipulieren, dass du ihnen Geld gibts und/oder dich sogar betrügen. Sie werden wahrscheinlich versuchen zu vermeiden, Geld für dich auszugeben, es sei denn sie profitieren selbst dadurch

 

 

 

 

 

Viele Punkte treffen zu, aber dieser Mensch engagiert sich für soziale Projekte – Das würde jemand mit narzisstischer Persönlichkeit doch nicht tun!?

 

Soziale Projekte und maligner Narzissmus schließen sich nicht aus – Im Gegenteil

 

Nun macht der ein oder andere bezüglich eines nahestehenden Menschen hinter viele der o.g. Punkte einen Haken und findet sich verwirrt vor. All diese genannten Eigenschaften treffen zu, aber dieser Mensch ist sozial sehr engagiert – organisiert vielleicht Spendenaktionen, setzt sich für Menschenrechte ein etc. - da kann es sich doch nicht um ein(e) NarzisstIn handeln!? - Denn Narzissten sind ja nicht „sozial“!?

 

 

Tatsächlich lässt sich soziales Engagement sehr wohl und sogar sehr gut mit Narzissmus vereinbaren. Der Unterschied zu Menschen ohne starke narzisstische Ausprägung oder Störung ist, sie tun dies nicht aufgrund von Empathie und Mitgefühl. Ihnen geht es um die Anerkennung ihen gegenüber, daraus hervorgeht. Es geht darum, sich darüber zu profilieren „schaut her, was ich tolles mache! Was für ein toller Mensch ich bin!“. Daher werden es maligne Narzissten auch nicht still und leise tun. Es wird „laut“, verkündet, präsentiert und Applaus erwartet.

 

 

 

Dieser Mensch kümmert sich doch immer um mich, wenn es mir schlecht geht – das kann doch kein(e) NarzisstIn sein!?

 

Auch wenn Menschen mit stark ausgeprägtem narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen oder einer Störung nachgesagt wird, sie seien nicht empathisch, schließt ein „fürsorgliches“ Verhalten den Narzissmus nicht per se aus. Es gibt eben auch die Narzissten, die vermeintlich „für dich da sind“ (aber eben nur wenn oder gerade, weil es dir schlecht geht). Denn dabei geht es in der Regel darum, sich an deinem Leid zu nähren (narzisstische Zufuhr). Denn geht es dir schlecht, sind sie in der vorteilhafteren Position – sie fühlen sich überlegen und dadurch aufgewertet.

 

 

Wie kann ich mit malignen NarzisstInnen umgehen?

 

Gefährlich wird es, wenn wir um diese Strategien nicht wissen und diese uns davon abhalten, uns zu distanzieren wo es nötig wäre. Wir stellen uns in Frage: „So ein schlechter Mensch, kann er ja nicht sein, wenn er in schlechten Zeiten für mich da ist.“ – „So bösartig kann sie ja nicht sein, wenn sie sich für soziale Projekte engagiert.“

 

Ich kann nur aus eigener Erfahrung empfehlen dich zu distanzieren, solltest du dich nach dem Kontakt mit einer Person regelmäßig energieberaubt, abgewertet, ausgenutzt oder Ähnliches fühlen. Wenn sich in dir eine innere Stimme meldet, die sagt, „das ist ein eine toxische Person, sie tut mir nicht gut“. Nimm Abstand! Zumindest ist es wichtig, sehr deutliche und klare Grenzen zu setzten! Dich nicht verunsichern zu lassen!

 

 

Leichter gesagt, als getan…

 

Auch wenn es schwerfällt, sich von Menschen zu distanzieren, gerade, wenn es vielleicht langjährige Freunde, Angehörige oder Partner sind, es ist auf lange Sicht sehr sinnvoll und wahrscheinlich die einzige Möglichkeit nicht an Ihnen zu zerbrechen.

 

Ja, Menschen können sich ändern, aber natürlich muss der Wunsch danach von dieser Person selbst kommen. Dieser Wunsch entspringt nur selten einem Menschen mit starken narzisstischen Zügen.

 

Eine Diskussion mit malignen Narzissten, ist nur selten zielführend, da sie dazu neigen, Tatsachen zu verdrehen, Schuld grundsätzlich abzuweisen und sie wahre Meister darin sind, andere, indem was sie wahrnehmen und ansprechen, zu verunsichern.

 

Und selbst wenn sie etwas ändern wollen; unsere Persönlichkeit ist etwas so tief in uns verankertes, dass ein Veränderungsprozess viele, viele Jahre dauern würde. Für dich unter Umständen ein langer Leidensweg, mit unklarem Ausgang!

 

Um den „Absprung“ zu schaffen, weil du vielleicht beruflich, finanziell oder emotional abhängig bist von der Person, vor der du dich schützen möchtest, ist es durchaus sinnvoll, sich Unterstützung zu suchen. Dies kann ein/eine TherapeutIn sein, aber auch Bezugspersonen, bei denen du dich sicher fühlst. Sprich mit Ihnen darüber und nimm ihren Beistand an. Geht es um kriminelle Handlungen, solltest du dich unbedingt auch an Polizei und entsprechende Behörden wenden.

 

Mach‘ dir klar, dass du für dich - dein Wohlbefinden - verantwortlich bist und dafür, für dich zu sorgen! Keiner hat das Recht, dir zu schaden!

 

Zum Abschluss ist es mir noch sehr wichtig zu sagen, dass es in diesem Artikel darum geht, für dieses Thema zu sensibilisieren. Ich möchte aufklären und es Menschen dadurch ermöglichen, gut für sich zu sorgen und sich ggf. zu schützen. Besonders dann, wenn sie durch Manipulation und Gaslighting stark verunsichert werden.

 

Es geht in keinster Weise darum, Menschen mit narzisstischem Persönlichkeitsstil oder NPS zu diskriminieren. Denn jeder hat seine Geschichte im Gepäck.

 

 

In weiteren Artikeln werde ich mehr zu diesem Thema schreiben. Wenn es dich interessiert, bleib' dran...

 

 

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